Eine weitere destruktive Führungspersönlichkeit ist der Manipulator, der mit emotionaler Erpressung und gezielten Stimmungsschwankungen seine Mitarbeiter permanent unter Druck setzt. Er sät Misstrauen und nutzt Angst als primäres Führungsinstrument. Der Konflikthasser wiederum vermeidet Auseinandersetzungen um jeden Preis. Statt Probleme aktiv anzugehen, werden diese unter den Teppich gekehrt - was langfristig zu einer äußerst toxischen Arbeitsatmosphäre führt. Eine spürbare Pseudoharmonie in Organisationen.
Die Auswirkungen solcher Führungskräfte auf ein Unternehmen sind verheerend. Sie verursachen eine hohe Fluktuation von Talenten, senken die Produktivität und Motivation, beschädigen nachhaltig die Unternehmenskultur und verschwenden wertvolle Personalressourcen. Darüber hinaus wird die Reputation des Unternehmens massiv in Mitleidenschaft gezogen. Das Geld zum Aufbau von attraktiven und authentischen Arbeitgebermarken ist zum Fenster rausgeschmissen.
Es lohnt sich natürlich auch einen Blick auf die Dynamiken der Organisation zu werfen, die toxische Führung zu lässt. Wenn dysfunktionale Kommunikationsmuster auftauchen, kann die Ursachenforschung starten. Jedoch was kann ich als Mitarbeiter im System tun bzw. wie kann ich handeln, diese Verhaltensweisen meiner Führungskraft mir keinen Schaden zufügen?
Mitarbeiter können toxische Führung an verschiedenen Warnsignalen erkennen. Dazu gehören ständige Kritik ohne konstruktive Verbesserungsvorschläge, fehlende Wertschätzung von Leistungen, intransparente Kommunikation, fehlende oder falsche Informationsweitergabe, eine spürbare Atmosphäre von Angst und Unsicherheit im Team sowie willkürliche Entscheidungen. Toxische Führungskräfte kratzen an dem Gefühl der psychologischen Sicherheit im Team. Schlechte Bewertungen zum Arbeitgeber nehmen auf Kununu zu – so meine Hypothese.
Für Mitarbeiter gibt es mehrere Handlungsstrategien. Zunächst ist es wichtig, problematische Situationen schriftlich zu dokumentieren und sachliche Belege für das Verhalten zu sammeln. Die Kommunikation sollte dabei stets offen, professionell, respektvoll und lösungsorientiert sein.
Mir selbst hat es immer geholfen, in der Situation der Abwertung und der Schuldzuweisung, meine Person von der Rolle zu trennen. In dem Moment, wo ich das Gefühl von Ablehnung, Abwertung, Traurigkeit, Wut, Ungerechtigkeit in meinem Körper spüre, an meine Superpower und fehlende Ressource zu denken. Dies war für mich die Stärke und der Mut zu sagen: „STOP. Ich erkenne und sehe deinen Unmut. Dein Verhalten in dieser Situation ist für mich nicht in Ordnung und verletzt mich.“ Eine klare Grenze zu setzen und die Tat bewerten. Das schafft eine Gewisse Distanz und Stabilität.
Bei toxischen Führungskräften hilft es leider nicht in eine Diskussion und Argumentation einzusteigen. Diesen Konflikt kannst du nur verlieren.
Bei anhaltenden Problemen empfiehlt es sich, Personalverantwortliche, den Betriebsrat oder die Geschäftsführung zu kontaktieren.
Mitarbeiter sollten sachlich bleiben, sich nicht emotional manipulieren lassen und ihre psychische Gesundheit schützen. Bedauerlicherweise ist es sehr langwierig und schwierig toxische Führungskräfte raus aus der Organisation zu bekommen. Ihre Manipulationskünste sind phänomenal und das Management kann nur auf Basis von Beweisen und sachlichen Belegen über einen Exit und den Konsequenzen entscheiden.
In manchen Fällen kann der Wechsel des Arbeitsplatzes letztendlich die beste Lösung sein. Toxische Führungskräfte verändern in den seltensten Fällen ihr Verhalten. Coaching von toxischen Führungskräften ist eine komplexe Aufgabe und Prozess.
Toxische Führungskräfte sind keine Randerscheinung, sondern ein ernstzunehmendes Organisationsproblem. Nur durch Bewusstsein, Kommunikation und konsequentes Handeln können Unternehmen eine gesunde Arbeitskultur entwickeln. Mitarbeiter sind nicht machtlos - mit den richtigen Strategien können sie für sich selbst positive Veränderungen anstoßen und ihre berufliche Zukunft aktiv gestalten.
Unternehmen tragen eine große Verantwortung, diesem Problem der toxischen Führung zu begegnen. Sie müssen Führungskräfte schulen, klare Verhaltensrichtlinien etablieren und Verstöße gegen diese Verhaltensrichtline sanktionieren, eine offene Feedbackkultur fördern und Führungsverhalten regelmäßig durch die Mitarbeiter evaluieren.
Grundsätzlich geht es nicht darum, einzelne Personen mit dem Konzept der „toxischen Führung“ zu stigmatisieren, sondern den Fokus auf die Auswirkung ihres Verhaltens zu legen. Ein systemischer Ansatz kann den Blick auf die Ursache legen, aber das Verhalten einzelner Führungskräfte nicht einfach verharmlosen. Wie Schyns & Schilling (2013) betonen, spielen Persönlichkeitsmerkmale von Führungskräften eine erhebliche Rolle bei der Entstehung von toxischen Führungsstilen. Eine gute Führungskraft kann das System positive beeinflussen, während eine toxische Führungskraft destruktive Dynamiken verstärken kann.
Danke liebe Beate für Deinen Beitrag ❤️ Weitere spannende Beiträge von Beate gibt es übrigens hier.